zip-fm 2. März 2004

ID 6265
 
1:20 „Hanau selber kaufen“ ist Titel einer Kampagne, die verhindern will, dass die hessische Plutoniumschmiede nach China verkauft wird.

6:28 R.F.I.D. - eine Technik, mit der Daten erfasst werden sollen. Bislang nur die aktuellen Standorte von Konsumgütern. Doch die Erfinder der R.F.I.D.-Chips denken schon weiter.

17:10 Das autonome Zentrum „KTS“ in Freiburg ist gekündigt und macht weiter Schlagzeilen – zip-fm sprach nun mit den für die Kündigung Verantwortlichen.

26:00 Blick auf die aktuellen Entwicklungen in Haiti sowie Kommentar dazu im Wochenrückblick.
Audio
29:56 min, 14 MB, mp3
mp3, 64 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 02.03.2004 / 09:20

Dateizugriffe:

Klassifizierung

Beitragsart:
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Serie: zip-fm - Gesamtsendung
Entstehung

AutorInnen: ak/rdl
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 02.03.2004
keine Linzenz
Skript

Manuskript

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Hallo und herzlich willkommen zu zip-fm. Zunächst ein Blick auf unsere Themen:

1.„Hanau selber kaufen“ ist Titel einer Kampagne, die verhindern will, dass die hessische Plutoniumschmiede nach China verkauft wird.
2.R.F.I.D. - schon wieder so ein kryptisches Kürzel und: Schon wieder eine Technik, mit der Daten erfasst werden sollen. Bislang nur die aktuellen Standorte von Konsumgütern. Doch die Erfinder der R.F.I.D.-Chips denken schon weiter.
3.Das autonome Zentrum „KTS“ in Freiburg ist gekündigt und macht weiter Schlagzeilen – zip-fm sprach nun mit den für die Kündigung Verantwortlichen.
4.Und zum Schluß gibt's heute eine Blick auf die aktuellen Entwicklungen in Haiti sowie einen Kommentar dazu im Wochenrückblick.

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Prominente und PolitikerInnen machen Siemens das bessere Angebot. Sie wollen die Hanauer Plutoniumfabrik für 50 Millionen und einen Euro kaufen um zu verhindern, dass sie nach China geht. China bietet einen Euro weniger, 50 Millionen Euro.
Hört sich im ersten moment verrückt an – scheint aber eine geniale Idee zu sein. Ein Interview mit Stephan Kolp, Vorstandsvorsitzender der internationalen Vereinigung von Ärzten für die Verhütung eines Atomkrieges, IPPNW.

>>> hanau_kurz.wav

Stephan Kolp, Vorstandsvorsitzender der internationalen Vereinigung von Ärzten für die Verhütung eines Atomkrieges, IPPNW. Weitere Infos gibt's unter: www.hanauselberkaufen.de

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Ein klitze kleiner Chip in meinem Schuh, und und es ist nachvollziehbar, wo ich meinen Urlaub verbringe oder wo ich einkaufen gehe. Das ist ist nicht dem Roman 1984 übernommen, sondern auch das *könnte* bald Realität sein. Denn es wird an einem Chip gearbeitet, der etwa ein viertel eines Streichholzkopfes klein ist. Dieser „Radio Frequency Identification Chip“ - kurz RFID-Chip- passt überall drauf und hat eine klitzkleine Antenne. Wird sie von Lesegeräten angefunkt, sendet sie die in ihr gespeicherten Daten. Das Lesegerät kann die dann auswerten.

Genutzt werden können diese Chips auf verschiedene Weise. Zur Zeit gibt's Pläne zur effektiven Überwachung des Warentransports im Handel. Praktisch: Ist so ein Chip an verderblichen Lebensmitteln angebracht und ist auf dem Chip das Verfallsdatum gespeichert, kann ein Computer immer eine mögliche Überlagerung überprüfen. Der Vorteil gegenüber dem heutigen Strichcode: Die Ware muss weder ausgepackt noch eingescannt, kann irgendwo im Lager stehen bleiben. Aber: Was passiert mit den Chips wenn die Produkte die Lagerräume verlassen?

In einem futue store der Metro-Kette in Rheinberg bei Duisburg sollte getestet werden, in wie weit RFID-Chips auch im weiteren Umlauf genutzt werden können, gerade in Verbindung mit Kundenkarten. Die Proteste der Metrokunden waren so stark, dass Metro nun einen Rückzieher gemacht hat, den RFID-Chip wird's *wegen* dieser Proteste nicht geben. Was hat die Kunden so gestört bei dem Metro-Projekt? Die Ware mit dem Chip könnte auch nachdem sie den Metro-Laden verlassen hat überall auf der Welt eindeutig identifiziert werden. Ist dann ein Chip in einem Schuh, kann der Code überall gelesen und auch sofort festgestellt werden, wo und von wem der Schuh gekauft wurde und, wo der Besitzer/die Besitzerin überall rumgelaufen ist. Ein Bewegungsprofil kann erstellt werden, praktisch gerade in Verbindung mit der Kundenkarte.

Wera von Radio Dreyeckland sprach über diese Chips mit padeluun vom Bielefelder Verein FoeBuD; mit ganzem Namen „Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs“. FoeBuD setzt sich gegen den unkontrollierten Einsatz von RFID-Chips ein.

>>> RFID

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Freiburg sieht sich derzeit in die 70er und 80er zurückversetzt. In eine Zeit, als
Hausbesetzungen und Demonstrationen in der Schwarzwaldmetropole an der Tagesordnung
waren. Nun erlebt die Stadt eine kleine Renaissance. Nach zwei Hausbesetzungen macht nun der Konflikt um das selbstverwaltete Zentrum (KTS) Schlagzeilen, hunderte Jugendliche gehen seit Wochen auf die Straßen. Der Grund: Dem KTS wurde von der Deutschen Bahn AG Ende Januar plötzlich gekündigt, weil die Besucher des Zentrums Betriebsabläufe störten. Obwohl die Jugendlichen und Teile des Gemeinderats nach Lösungen suchen, bleibt die Bahn bisher hart.
Unter Androhung der Räumung dürfen sich in dem Zentrum derzeit keine Gruppen
treffen und keine Konzerte oder politischen Veranstaltungen mehr stattfinden.
Deshalb haben die Jugendlichen ihre Feiern auf Freiburgs Straßen und Plätze
verlegt. Weil das allerdings auch keine Lösung ist, drängt die KTS-Initiative nun mit einem
Ultimatum, denn das 10jährige Jubiläum im März soll in den eigenen Räumen gefeiert
werden. Unter dem Motto KTS bleibt! Finger weg von AZ's, Wagenburgen und Squats!
finden um das Jubiläum vom 19.-21. März in Freiburg Aktionstage und ein
bundesweites Vernetzungstreffen statt. Ralf Streck hat die Stimmung in Freiburg
eingefangen.

>>> KTS


Lust auf Freiburg? Zur Unterhaltung am kommenden Wochenende spielen in der Innenstadt auf: am Freitag Rock'n'Roll- und Heartpop-Bands aus Freiburg und Hamburg und am Samstag My unset everything (aus Berlin) und Anodyne (aus den USA).

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Wenige Stunden nach dem Beschluss des UNO-Sicherheitsrats sind die ersten Soldaten einer multinationalen Friedenstruppe in Haiti eingetroffen. Sie kommen aus Frankreich, Kanada und den USA. US-Außenminister Colin Powell kündigte an, die USA werden 1000 Soldaten in Haiti stationieren. Die Friedenstruppe unter US-Kommando soll – wie es heißt - „die öffentliche Ordnung wieder herstellen“, ihr Mandat wurde auf drei Monate befristet.
Das Engagement der USA hat Tradition in Haiti. Vor demnächst 10 Jahren verhalfen US-Invasionstruppen unter Bill Clinton Aristide zur Macht und damit einem Regime, das sich zunächst eher im politisch linken Lager zu verorten schien. Das mochte damals zunächst verwundern, doch bildete das militärische Eingreifen auf Haiti einen entscheidenden Schritt zur Legitimierung des US‑Interventionismus – im Namen von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten. Es begründete die Unsitte des »Nation building«, der Ummodelung von Staatswesen nach den Vorstellungen der westlichen Kreditgeber.
Doch Jean Bertrand Aristide, der ehemalige Armenpriester, ist gescheitert, weil er den Karibikstaat nicht aus der Armutsfalle zu führen vermochte. Ganz zeitgemäß liberalisierte er zwar alles und jedes, doch löste er damit auch vielfältige Formen der Staatlichkeit auf. Es war Aristide selbst, der, als er die Armee auflöste, die Privatisierung der Gewalt eingeleitet und damit der Chaotisierung aller Verhältnisse Vorschub geleistet hat.
Inzwischen nun haben sich die haitianischen Rebellen bereiterklärt, die Waffen niederzulegen. Ihr Anführer Guy Philippe begrüßte den Einsatz einer internationalen Friedenstruppe. Sein Kampf sei nun vorbei, sagte er nach dem Rücktritt Aristides. Auch die politische Opposition begrüßte die Entsendung einer UNO-Truppe in den Karibikstaat.

>>> Haiti WoRüBli

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Das wars für heute, wie's Amen in der Kirche auch zum Ende dieser Sendung Hinweise auf weiterführende Infos: Die Kampagne Hanau-selber-kaufen ist unter ebendieser Adresse zu finden, www.hanauselberkaufen.de; zu den Aktionstagen für Autonome Zentren und gegen die Schließung des Freiburger KTS empfehlen wir www.kts-freiburg.org. So weit für heut – machts gut!